Lomo LC-A … ein Test mit Hindernissen

Lomo LC-A

Die Lomo LC-A ist meine zweite Kompaktkamera. Nach früheren Erfahrungen wollte ich das Experimentieren mit Kompakten eigentlich aufgeben, aber die Idee ist eigentlich gut: eine kleine analoge Kamera, die man immer dabei haben kann. Dabei ist die Kamera nicht das Problem, sondern ich. Oder besser gesagt mein Kontrollwahn. Das Fotografieren im Automatik-Modus fällt mir allgemein extrem schwer. Ob die Lomo mich davon heilt?

Der Hype um die Lomo LC-A

Die Ur-Lomo … die Kult-Kamera schlechthin, wenn man dem Marketing glauben will. Aber was ist denn eigentlich dran? Ich habe versucht, das auf der Lomography-Website herauszufinden. So richtig schlau war ich danach nicht. Eine russische Kamera aus den 80ern mit Programmautomatik und eigentlich ja auch nur eine Kopie der Cosina CX-1. Die Belichtungssteuerung erfolgt elektronisch, was sie recht robust macht. Ein mit 32 mm Brennweite etwas weitwinkeliges Objektiv, aber mit F2.8 recht lichtstark. Das ist sehr gut! Ich wollte herausfinden, was für ein Objektiv dieses Minitar eigentlich ist. Dazu habe ich keine Informationen gefunden. Es gibt inzwischen das Minitar 1 als Wechselobjektiv. Dazu gibt es mehr Infos, doch es klingt unwahrscheinlich, dass in der Lomo LC-A ein Objektiv mit fünf Linsen steckt.

Lomo Rückseite

Wenn es nicht die Kamera ist, dann sind es wohl die Bilder, die diesen Kult um die Lomo ausmachen. Was haben wir da … eine Vignettierung fällt natürlich auf, die sonst eher verpönt ist. Und dann natürlich diese etwas verfälschten Farben, die mich als Schwarz-Weiß Fotografen nicht wirklich interessieren. Also kurz gefasst: auf eine gewisse Art qualitativ so schlecht, dass sie schon wieder gut sind? Auf jeden Fall sind Bilder der Lomo sehr eigen!

Einige technische Daten der Lomo LC-A

SucherDurchsichtsucher mit Anzeigen für eingestellte Entfernung, Spannung und Langzeitbelichtungswarnung
ObjektivMinitar 1 (2.8/32)
BelichtungsmessungCdS-Sensor
BelichtungsfunktionenProgrammautomatik, manuelle Blendenwahl bei konstant 1/60 s. Belichtungszeit
FilmempfindlichkeitsbereichISO 25 bis 400
EntfernungseinstellungManuelle Einstellung in vier Zonen: 0,8m – 1,5m – 3m – ∞
VerschlussElektromechanischer Lamellenverschluss (Zentralverschluss)
Verschlusszeiten2 bis 1/500 s.
Batterie3x SR 44
Abmessungen (B x H x T)107 x 68 x 43,5 mm
Gewicht270 Gramm

Meine Lomo-Erfahrung

Ich habe nicht gezielt nach einer Lomo LC-A gesucht, sondern sie eher zufällig bei eBay gefunden. Die 10€ war es mir wert. Batterien sind kein Problem, nur die Lichtdichtungen waren nicht mehr so toll. Da sie aber relativ simpel sind, lassen sich neue Dichtungen leicht aus etwas 1mm starkem Schaumstoff zurecht schneiden. Ansonsten macht sie keinen wahnsinnig hochwertigen, aber soliden ersten Eindruck.

Lomo Seitenansicht
An dieser Seite wird die Entfernung eingestellt

Der Test war nicht so einfach. Ich habe ewig gebraucht, um einen Film voll zu bekommen. Ich fotografiere mit meinen anderen Kameras nie automatisch und weitwinkelige Objektive sind normalerweise auch nicht meins. Das sind schon zwei Gründe, aus denen ich die Lomo dann doch meistens zu hause gelassen habe. Aber ich wollte ja was Kleines. Also Augen zu und durch!

Für mich als Fan von Spiegelreflexkameras ist so ein kleines und leichtes Ding wie die Lomo LC-A natürlich ungewohnt. Man muss sie schon gut festhalten, um beim Auslösen nicht zu verwackeln. Der Sucher ist zwar klein, aber ausreichend hell. Die vier Entfernungsbereiche werden im Sucher angezeigt, der Hebel für das Einstellen der Entfernung ist gut erreichbar. Mehr braucht man eigentlich nicht, denn im Normalfall steht die Blende auf Automatik. Ein Verstellen ist möglich und für die Verwendung mit Blitzen gedacht. Die Belichtungszeit beträgt dann 1/60 Sekunde. Eine Bedienungsanleitung gibt es übrigens hier.

Lomo Seitenansicht
Die Blendeneinstellung steht in der Regel auf Automatik. Bei Verwendung eines Blitzes kann die Blende individuell eingestellt werden.

Die Ergebnisse des Testfilms waren überraschend. Ein Teil der Bilder hatte sehr deutliche Vignetten, starke Kontraste und entsprach damit definitiv den Erwartungen, die das Marketing von Lomography geweckt hat. Und irgendwie gefällt mir das auch recht gut.

Beispielbild Lomo LC-A

Andere Bilder sahen jedoch sehr normal aus und könnten so auch aus jeder anderen Kamera stammen. Wobei ich an der Stelle sagen muss, dass mich die Qualität für eine so kleine Kamera doch angenehm überrascht hat.

Beispielbild Lomo LC-A

Woran liegt es, dass die Bilder so unterschiedlich ausfallen? Die typischen Effekte treten vor allem bei Offenblende auf, die man bei der Lomo LC-A aber nicht beeinflussen kann. Na ja … kann man schon, wenn man mit im Blitz-Modus mit 1/60 Sekunde fotografieren möchte, was öfter einfach zu lang ist. Das ist wohl die wichtigste Eigenart dieser Kamera … sie macht, was sie will und vor allem nicht das, was man erwartet.

Probleme mit dem Verschluss der Lomo LC-A

Beim Entwickeln des ersten Testfilms mit der Lomo ist mir ein Problem aufgefallen: nicht alle Bilder waren belichtet. Sowas ist natürlich extrem ärgerlich. Diese Lücken waren dabei über den ganzen Film verteilt. Was war passiert?

Ich habe die Lomo ohne Film öfter ausgelöst und dabei bemerkt, dass der Verschluss hin und wieder nur wenig oder gar nicht öffnet. Ich habe zunächst die etwas angegammelten Batteriekontakte dafür verantwortlich gemacht, auch wenn die Batteriekontrolle sagte, dass alles in Ordnung ist. Sie hatte recht, denn nach dem Reinigen der Kontakte war das Problem noch immer da. Tatsächlich ist das Verschlussproblem bei älteren Exemplaren der Lomo gar nicht so selten. Hier hilft nur die Demontage und Reinigung der Verschlussbleche. Da das in einer Werkstatt viel zu teuer wäre, habe ich mir für ein paar Euro eine andere Lomo besorgt, die perfekt funktioniert. Die alte liegt noch im Schrank, da ich sie natürlich auch mal auseinander nehmen möchte. Eine Anleitung zur Reinigung des Verschlusses gibt es hier.

Was sollte man beim Kauf einer Lomo LC-A beachten?

Zwei wichtige Punkte hatte ich schon genannt: die Lichtdichtungen und den Verschluss. Die Lichtdichtungen lassen sich sehr einfach überprüfen. Ist der Schaumstoff noch da, wo er hingehört oder eben nicht. Mit einer 1mm starken und selbstklebenden Matte aus Schaumstoff bzw. Moosgummi lassen sich neue Dichtungen leicht zurecht schneiden. Der Verschluss kann nur mit Batterie geprüft werden, denn ohne öffnet er sich gar nicht. Ob er tatsächlich zuverlässig funktioniert, zeigt sich mitunter erst nach dem Belichten von einem oder mehreren Filmen.

Neue Lichtdichtungen
Neue Lichtdichtungen einer Lomo LC-A

Darüber hinaus macht die Lomo recht wenige Probleme. Der Verschluss ist rein elektronisch, Probleme mit alten und verharzten Fetten können also nicht auftreten. Das Gehäuse hat nur wenige Schwachstellen, nur die Befestigung der Rückspulkurbel ist etwas fragil.

Ein Faktor ist beim Kauf einer Lomo allerdings zu beachten: der Preis. Die Preisspanne ist extrem hoch. Natürlich ist es möglich, sich einen frischen Nachbau der originalen Lomo LC-A im Lomography-Shop zu kaufen. Würde ich knapp 300€ dafür ausgeben? Ganz sicher nicht. Aber das ist nur meine Meinung … das muss jede(r) für sich selbst entscheiden. An den Preisen für gebrauchte Exemplare merkt man schon sehr deutlich, dass der große Hype vorbei ist. Natürlich gibt es noch immer Verkaufer, die Preise zwischen 100-150€ verlangen. Meine beiden Lomo habe ich Auktionen für jeweils um die 10€ gekauft. Wer wie ich das mal ausprobieren möchte, sollte also schon darauf achten, nicht zu viel zu bezahlen.

Mein Fazit

Ich bin mir noch nicht sicher, ob die Lomo tatsächlich „meine“ Kamera ist. Doch wenn ich mich von ihr trennen sollte, dann liegt es sicher nicht an ihr. Die Lomo LC-A ist unterm Strich eine solide und gut zu bedienende Point-and-Shoot Kamera. Die Ergebnisse variieren sehr stark. Die Bildqualität ist zwar insgesamt besser als gedacht, nur leider ist die Vignettierung nicht wirklich reproduzierbar, aber auch je nach Licht und gewähltem Film nicht vermeidbar. Um die Wahrscheinlichkeit einer Vignette zu erhöhen, kann man entweder im Blitzmodus mit einer festen 1/60s und Offenblende fotografieren und riskiert so Überbelichtung. Oder man wählt einen möglichst niedrig empfindlichen Film mit ISO 50 oder sogar noch darunter. Dafür können dann die Belichtungszeiten recht schnell sehr lang werden.

Insgesamt kann ich jedoch gut verstehen, dass diese Kamera ihre Fans hat. Auch wenn ich bis heute weder den Hype darum noch die Etablierung von Lomografie als lt. Wikipedia „künstlerische Praxis“ verstehe, die besonders durch unscharfe Fotos charakterisiert wird. Unscharfe Fotos gab es schon immer und wird es immer geben. Dazu brauche ich nur eine alte Box-Kamera oder sowas wie die Agfa Click zu nehmen. Letzten Endes kann ich nur sagen, dass die Marketing-Abteilung von Lomography alles richtig gemacht hat. Immerhin haben sich sicherlich dazu beigetragen, dass analoge Fotografie bei Amateuren wieder populärer wurde. Doch so ein Hype endet natürlich irgendwann. Wer tatsächlich Gefallen an analoger Fotografie gefunden hat, sucht häufig nach einer besseren Kamera.

Trotz überraschend guten Erfahrungen mit der Lomo LC-A bin ich mit Kompaktkameras noch nicht wirklich warm geworden, aber auf den nächsten Test freue ich mich trotzdem. Ich fotografiere zur Zeit mit einer Minox 35 GT und bin schon auf Ergebnisse gespannt. Sie ist noch etwas kleiner und ein Zeitautomat. Das liegt mir etwas mehr.

2 Kommentare zu “Lomo LC-A … ein Test mit Hindernissen”

  1. Hallo! Schöner Artikel. Ich bin auch durchaus begeisterter „Lomograph“ 🙂 und mag diese schrille Welt – und eine durchaus tolle Community!

    Doch die Welt von Minox hat es mir auch angetan (35 GT; Minox C; Minox DCC Leica F III, bin aber noch ganz am Anfang (Filme in der Entwicklung… :).

    Danke für die Postings hier, werde noch weiter stöbern!

    Allzeit… Blende 8, damit das Fotografenherzel lacht!

    Sophia.

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