Meine erste digitale Spiegelreflexkamera war eine Canon und dieser Marke bin ich im Laufe der Jahre digital treu geblieben. Auch wenn ich seit Jahren fast ausschließlich analog fotografiere, macht eine Digitalkamera für mich noch immer sehr viel Sinn. In Farbe fotografiere ich generell digital, bei bestimmten Themen wie Lightpainting ist eine analoge Kamera eher unpraktisch. Daher kommt es öfter vor, dass ich bei Fototouren und Shootings sowohl digital als auch analog unterwegs bin. Damit ich dann nicht zwei Objektiv-Sätze herumschleppen muss, habe ich vor ein paar Jahren nach einer guten analogen Canon mit EF-Bajonett gesucht und mir eine Canon EOS 3 gekauft.
Diese Lösung ist einfach perfekt! Okay … im Vergleich zu anderen analogen SLRs wie zum Beispiel meiner Contax sind Kameras und Objektive recht schwer und voluminös. Daher möchte ich dieses Set auch nicht immer herumtragen. Der eigentliche Zweck, nämlich Flexibilität beim Fotografieren, wird jedoch voll erfüllt. Und nun macht auch die Anschaffung guter Objektive wieder sehr viel Sinn. Dabei müsste es eigentlich gar unbedingt eine EOS 3 sein … die analoge EOS-Reihe von Canon brachte viele gute Kamera-Modelle für unterschiedliche Ansprüche auf den Markt.
Die analoge EOS Reihe
Als erstes Modell der analogen Canon EOS-Serie erschien 1987 die Canon EOS 650 noch vor dem endgültigen Aus der Canon T-Serie. Erst ein Jahr früher war mit der T-90 das Spitzenmodell der T-Serie erschienen. Allerdings hatte sich schon längst abgezeichnet, dass der Autofokus ein neuer Standard für analoge Kameras wird. Für Canon bedeutete das einen grundlegenden Technologiewechsel. Das Resultat war die EOS-Serie und das seit 1987 fast unveränderte EF-Bajonett.
Die Einteilung der Serie kommt jedem Canon EOS-Nutzer bekannt vor. Es gibt vierstellige Nummern wie zum Beispiel die EOS 5000, die ich mal geschenkt bekam. Sie ist im Vergleich zur EOS 3 sehr leicht und kompakt, was mir prinzipiell gut gefällt. Allerdings ist das Bajonett aus Plastik und die Einstellmöglichkeiten sind sehr begrenzt. Daher würde ich die Modelle mit vierstelligen Nummern definitiv nicht weiterempfehlen. Für einen Euro bekam ich später eine Canon EOS 500N. Sie ist genauso leicht und kompakt, besitzt aber deutlich mehr Optionen für die Belichtungseinstellung. Die zweistelligen Nummern wie die EOS 30 richten sich schon an semi-professionelle Nutzer und die einstelligen Kamera-Modelle an professionelle Fotografen.
Wer sich eine analoge EOS kaufen möchte, kann diese Nummerneinteilung als grobe Hilfe nutzen, um das passende Modell zu finden. Allerdings muss man beachten, dass dies eine Zeit war, in der sich die Technik enorm weiterentwickelte. Daher empfehle ich immer einen Blick auf die technischen Daten. Die Canon EOS-1N liegt theoretisch über der EOS 3 und besitzt sehr sinnvolle Funktionen wie eine integrierte Dioptrien-Korrektur. Allerdings kam sie vier Jahre früher auf den Markt, weshalb der Autofokus der EOS 3 mit 45 statt 5 Messfeldern deutlich leistungsfähiger ist. Eine sehr gute Übersicht über die verschiedenen analogen Modelle gibt es bei Wikipedia.
2004 wurde das letzte Modell der analogen EOS-Serie vorgestellt. Digitale Modelle waren zu dem Zeitpunkt schon seit vielen Jahren am Markt. Wer wie ich sowohl analog als auch digital mit einer EOS fotografiert, kann die nahe Verwandtschaft deutlich spüren. Der Übergang von analogen zu digitalen Kameras war weniger eine Ablösung, sondern eher eine Fortsetzung der analogen EOS-Reihe … nur eben digital. Alles fühlt sich ähnlich an, die Kameras sehen sich sogar recht ähnlich. Das macht die analogen EOS für digitale Canon-Nutzer so interessant.
Die Canon EOS 3
Die EOS 3 ist für mich die herausragende Kamera der analogen EOS-Reihe. Sie wurde 1998 eingeführt, bis 2007 verkauft und richtet sich an professionelle Fotografen. Auch wenn sie der EOS-1V, dem Spitzenmodell der Reihe, in einigen Parametern unterlegen ist, sind die Fähigkeiten der EOS 3 für die damalige Zeit enorm und erinnern an moderne dititale Spiegelreflexkameras. Sehr ausgereift ist der Autofokus mit 45 Messfeldern, den auch die EOS-1V nutzt. Die EOS 3 schafft Belichtungszeiten zwischen 30 – 1/8000 Sekunde und nimmt ohne Booster-Griff maximal 4,3 Bilder pro Sekunde auf, mit Griff sind es sogar 7. Nur im letzten Punkt ist die EOS-1V schneller. Die 1V besitzt noch einige zusätzliche Funktionen wie zum Beispiel eine Möglichkeit zum Auslesen der Exif-Daten, verzichtet jedoch auf den augengesteuerten Autofokus. Auf den gehe ich später detaillierter ein.
Beim Fotografieren mit der Canon EOS 3 sehe ich mehr Ähnlichkeiten mit meiner Digitalkamera als mit meinen analogen Kameras. Das liegt sicher auch an einem ähnlichen Bedienkonzept, weshalb mir das Wechseln zwischen analogem und digitalem Body sehr einfach gelingt. Sie ist jedoch auch ähnlich präzise sowohl in der Belichtungsmessung als auch beim Fokussieren und bietet sie zum Beispiel mit Belichtungsreihen ähnliche Möglichkeiten. Es macht sehr viel aus, da ich mir beim Fotografieren weniger Gedanken um die Kamera machen muss, sondern mich voll auf das Motiv konzentrieren kann. Zudem kann ich an der EOS 3 auch moderne Objektive wie das Canon EF 100/2.8 L IS Macro USM verwenden, das ich sehr mag. Bisher habe ich dabei keine Hinweise auf Inkompatibilität gefunden. Auch die Bildstabilisierung tut wie gewohnt was sie soll. Ich hatte beim Fotografieren noch nie den Eindruck, eine „alte“ Kamera zu benutzen.
Die Canon EOS 3 wurde zwar nicht ganz so aufwendig wie die 1V konstruiert, ist jedoch eine sehr solide SLR. Ich habe bisher keine nennenswerten Kinderkrankheiten entdeckt. Einzelne Teile am Gehäuse können mit der Zeit klebrig werden, aber das kommt bei Weitem nicht so häufig wie zum Beispiel bei den Nikons aus dieser Zeit vor. Bei der EOS betrifft das aber ausgerechnet eine Klappe an der Seite, die dann permanent an der Handfläche kleben bleibt. Das kann sehr nerven. Allerdings gibt es mehrere Lösungen, um das zu beseitigen. Einige schwören auf Babypuder, ich setze gerne bei solchen Sachen auf Tetenal Graphic Arts Film Cleaner. Und schon ist dieses Problem behoben.
Einige technische Daten der Canon EOS 3
Die EOS 3 zeigt auch bei den technischen Daten, dass sie für sehr anspruchsvolle Fotografen ausgelegt war.
Kameratyp | Spiegelreflexkamera |
Filmtyp | 135er Kleinbildfilm |
Sucher | Dachkant-Prismensucher, Gesichtsfeld: 97%, Vergrößerung: 0,72fach, auswechselbare Einstellscheiben (9 Stück) |
Objektivanschluss | EF-Bajonett |
Schärfentiefenkontrolle | Mit Abblendtaste |
Belichtungsmessung | TTL-Offenblendmessung mit 21 Messsektoren, Mehrfeldmessung, Selektivmessung, Spotmessung, Multi-Spotmessung, Mittenbetonte Messung |
Belichtungsfunktionen | Programmautomatik, Blendenautomatik, Zeitautomatik, Schärfentiefenautomatik, E-TTL-Programmblitzautomatik, A-TTL-Programmblitzautomatik, TTL-Programmblitzautomatik, Manueller Abgleich, Langzeitbelichtungen |
Filmempfindlichkeitsbereich | ISO 6/9º bis 6400/39º manuell, lSO 25/15º bis 5000/38º bei DX-codiertem |
Belichtungskorrektur | Belichtungsreihenautomatik oder manuell |
Messwertspeicherung | Automatisch oder manuell |
Mehrfachbelichtungen | Max. 9 |
Autofokus | Flächen-AF mit 45 Messfeldern |
Betriebsarten | Schärfenpriorität, Schärfennachführung, manuell |
Messfeldwahl | Automatisch, manuell, mit Augensteuerung |
Verschluss | Vertikal ablaufender, elektronisch gesteuerter Schlitzverschluss |
Verschlusszeiten | 30 bis 1/8000 s, Bulb |
Aufnahmeart | Einzelbild oder Reihenbild (max. 4,3 Bilder ohne Booster) |
Individualfunktionen | Ja |
Batterie | 1x 2CR5 (6V) |
Abmessungen (B x H x T) | 161 x 119,2 x 70,8 mm |
Gewicht | 780 Gramm (ohne Batterie) |
Canon Eye Control AF-System
Mit der EOS 50-E wurde 1995 erstmals eine sehr interessante Funktion eingeführt: der augengesteuerte Autofokus, den Canon als Eye Control bezeichnet. Das Prinzip beruht darauf, dass die Kamera automatisch erkennt, auf welches AF-Messfeld die Pupille gerichtet ist und entsprechend fokussiert. Die Idee ist absolut genial. Das manuelle Auswählen eines Messfeldes mag bei den 5 Messfeldern meiner EOS-1N noch einfach sein, bei den 45 einer EOS 3 geht das mit dem Wählrad zwar gut, dauert aber etwas. Mit Eye Control ist man bedeutend schneller. Neben der Canon EOS 3 und der schon erwähnten EOS 50-E wurden auch die EOS 30 und die EOS 30-V mit Eye Control ausgerüstet.
Danach verschwand diese sehr interessante Funktion. Über den Grund dafür kann man nur spekulieren. Vielleicht lag es daran, dass Eye Control nicht bei jedem Nutzer problemlos funktionierte. Gerade bei Brillenträgern konnte es durchaus Probleme geben, was den einen oder anderen Nutzer möglicherweise frustrierte. Erst 2021 feierte Eye Control ein Comeback. Ich war sehr erstaunt, als Canon dieses Feature beim Erscheinen der EOS R3 so hervorhob. Die Erkennung soll jetzt ausgereifter sein und keine Probleme mit Brillen oder Kontaktlinsen haben. Erfahrungsberichte kenne ich bisher jedoch nicht. Aber es ist schön, dass es Eye Control nun wieder gibt.
Wichtigstes Zubehör: Batterie-Griffe
Das zur Canon EOS 3 erhältliche Zubehör ist … wie nicht anders zu erwarten … recht umfangreich. Darunter sind die üblichen Verdächtigen wie Blitzgeräte, diverse Fernauslöser, eine Datenrückwand und ein Sucher mit Dioptrienausgleich. Sehr interessant sind jedoch die Batteriegriffe. Die EOS 3 wird über eine 2CR5 Batterie mit Strom versorgt, was für viele Einsatzzwecke ausreichend ist. Allerdings ist die Reichweite dann sehr begrenzt, da der Autofokus sehr viel Strom verbraucht. Außerdem reagiert die EOS 3 recht sensibel auf Spannungsabfälle. Daher sollte man die Batterieanzeige der Kamera genau im Auge behalten und eine Reserve-Batterie im Rucksack haben. Oder man legt sich einen optionalen Batteriegriff zu. Neben dem normalen Griff mit einer 2CR5-Batterie gibt es von Canon mehrere Alternativen:
- Battery Pack BP-E1 ist ein recht normaler Batteriegriff mit einer 2CR5- und vier AA-Batterien, zwischen denen umgeschaltet werden kann
- Power Drive Booster E1 enthält acht AA-Batterien, hat einen zusätzlichen Auslöser und AE-Lock Button und erhöht die Auslösegeschwindigkeit auf sechs Bilder pro Sekunde
- Power Drive Booster PB-E2 bringt weitere Bedienelemente zum Fotografieren im Portrait-Format mit und erhöht die Geschwindigkeit nochmal auf sieben Bilder pro Sekunde
Ich benutze für kleinere Ausflüge den ganz normalen Griff, aber nie ohne vorher einen prüfenden Blick auf den Batteriestand zu werfen. Im Zweifel nehme ich eine Reservebatterie mit. Alternativ benutze ich den Power Drive Booster E1, wenn viel fotografiert werden soll oder ich zum Beispiel bei Shootings öfter hochkant fotografiere. Das Ding wiegt mit Batterien zwar ca. 700 Gramm, steigert aber die Reichweite enorm und erleichtert das Fotografieren im Portrait-Modus dank zusätzlicher Grifffläche und zweitem Auslöser enorm.
Fazit zur Canon EOS 3
Die Canon EOS 3 würde ich als eine der analogen Kameras bezeichnen, die mich sehr bereichern. Sie hat nicht den Charakter einer Praktika, auch nicht den Charme eine Yashica Electro 35. Sie jedoch eine äußerst präzise analoge Kamera, die dem Benutzer viele Möglichkeiten und sehr großen Komfort beim Fotografieren bietet. Darüber hinaus besitzt sie eine Reihe von Individualfunktionen zum Beispiel für die Belegung von Bedienelementen oder das Zurückspulen des Filmes, um die Kamera an meine Bedürfnisse anzupassen. Die Kompatibilität mit modernen EF-Objektiven ist für mich ein weiteres Plus für die analoge EOS. Das Preis dafür ist im Vergleich zu anderen analogen Kameras ein größeres Volumen und ein höheres Gewicht. Aus diesem Grund ist sie nicht meine Alltagskamera. Aber trotzdem liebe ich sie sehr und nutze sie gerne.
Wer nicht unbedingt nach einer EOS 3 oder vor allem der EOS-1V schaut, findet auf dem Gebrauchtmarkt ein riesiges Angebot an Kameras zu sehr niedrigen Preisen. Wie schon erwähnt habe ich für meine Canon EOS 500N gerade mal einen Euro bezahlt. Meine EOS-1N kostete mich mit dem Power Drive Booster E1 gerade mal 80 Euro. Für die Canon EOS 3 werden aktuell recht hohe Preise verlangt, doch mit etwas Glück kann man schon für 150 Euro einen guten Body ohne Objektive und mit dem kleinen Batteriegriff bekommen. Da gute Objektive für das EF-Bajonett ebenfalls günstig zu bekommen sind, gehört die analoge EOS-Serie definitiv zu meinen Empfehlungen für Anfänger. Ich kann vor allem Nutzern einer digitalen EOS nur empfehlen, auch mal die analoge Variante zu testen. Das ist kein großes finanzielles Risiko und definitiv ein interessantes Erlebnis.
Frank Vogler (Autor)
Vor ein paar Jahren habe ich die analoge Fotografie in Schwarz-Weiß für mich entdeckt und mich dabei neu in Fotografie verliebt. Ich würde mich freuen, andere zu unterstützen und vielleicht auch etwas zu inspirieren. Mehr lesen …