Analoge Fotografie als Anfänger

Der Wiedereinstieg in die analoge Fotografie startete bei mir zunächst als Experiment. Wie fühlt es sich wohl an, mit dieser alten Kamera meines Vaters zu fotografieren, die ich so gerne in die Hand nahm? Und funktioniert sie überhaupt noch? Nach vielen Jahren mit Digitalkameras hätte ich nicht gedacht, dass analoge Fotografie mich wieder zum Anfänger werden lässt. Und doch ist es passiert! Das lag nicht nur am Hantieren mit Filmen, sondern auch an der alten Kamera ohne elektronische Helferlein und der Fotografie in schwarz-weiß. Die Unterschiede sind immens, bringen aber auch eine große Chance auf Weiterentwicklung.

Strandspaziergang, analoge Fotografie Schwarz-Weiß
Strandspaziergang (erster Film)

Kamera und Film

Die analoge Kamera der Wahl war eine Pentacon FM, die noch in meinem Schrank lag. Mein Vater hatte sie neben einer Praktica IV immer wie einen Schatz gehütet. Er hat hauptsächlich als junger Mann fotografiert, später kamen nur die obligatorischen Familienfotos hinzu. Trotzdem waren ihm diese beiden Kameras immer wichtig. Erst nach seinem Tod kamen sie mit seinem Archiv aus Dias und Negativen zu mir.

Analoge Kamera Pentacon FM / Contax FM, Analoge Fotografie
Pentacon FM, auch bekannt als Contax FM

Die Praktica hatte leider einen leicht hängenden Verschluss. Das muss schon zu seinen Lebzeiten so gewesen sein. Wahrscheinlich wurde sie einfach zu wenig genutzt. Das hat sich bei mir auch nicht geändert, denn die Pentacon war schon immer mein Liebling. Sie fühlt sich in der Hand einfach gut an. Nur das Objektiv war nicht ganz in Ordnung. Der Fokusring ließ sich nur sehr schwer drehen, da das Fett verharzt war. Gleiches Problem bei dem identischen Objektiv an der Praktica. Das Carl Zeiss Jena Tessar 2.8/50 musste vorher noch zerlegt, gereinigt und neu gefettet werden. Bei so einfachen Objektiven kann man das durchaus noch selbst machen.

Detailansicht Pentacon FM, für Anfänger sieht es kompliziert aus

Die Bedienung ist natürlich viel umständlicher als bei einer modernen Kamera. Keine integrierte Belichtungsmessung, kein Autofokus, kein Motor für den Filmtransport, kein Schnellspannhebel … alles muss manuell gemacht werden. Sogar die Blende muss manuell aufgezogen werden, da das alte Tessar nur eine halbautomatische Springblende besitzt. Aber wie heißt es so schön? In der Ruhe liegt die Kraft.

Natürlich braucht man noch einen Belichtungsmesser und vor allem einen Film. Von Filmen hatte ich damals keine Ahnung. Mir war nur klar, dass ich Schwarz-Weiß Filme ausprobieren wollte. Ich habe mir in einer Drogeriekette einen Agfa APX 100 besorgt. Heute fotografiere ich meistens mit Ilford Filmen, hin und wieder nehme ich den aber doch noch.

Analoge Fotografie und wildes Knipsen

Glücklicherweise gehöre ich ohnehin nicht zu denen, die lieber zig Fotos mehr machen, um sich dann zuhause am Rechner das beste Foto herauszusuchen. Mit den 36 Fotos beim Kleinbildfilm hatte ich daher von Beginn an keine Probleme. Für Anfänger kann es aber trotzdem zu einer Herausforderung werden, mit 36 Bildern auszukommen. Vor allem wenn man dazu neigt, zur Sicherheit das gleiche Motiv mehrmals aufzunehmen, denn einen Monitor für die Vorschau gibt es nun mal nicht.

Schwarz-Weiß Foto

Doch analoge Fotografie hat für Anfänger noch weitere Herausforderungen. Jedes Foto braucht je nach Kamera eine lange Vorbereitung. Bei meiner Ausrüstung für den ersten Film hat das gefühlt ewig gedauert. Natürlich kann man auch mit richtig eingestellter Belichtung und ausreichend Schärfentiefe aus der Hüfte schießen. Doch spätestens beim Filmtransport geht mit einer sehr alten Kamera alles ganz langsam. Daran muss man sich als Anfänger erstmal gewöhnen.

Modernere analoge Kameras wie meine Canon EOS 3 haben natürlich einen deutlichen Geschwindigkeitsvorteil. Da gibt es keinen Unterschied zur digitalen Fotografie. Ich empfinde es im Nachhinein als großen Vorteil, mit einer rein mechanischen Kamera zu starten. Durch die lange Zeit zur Vorbereitung überlegt man sich zweimal, ob man wirklich abdrücken möchte. Ist das Motiv es tatsächlich wert? Und wie nehme ich es am besten auf? Das ist ein guter Anfang, ein besserer Fotograf zu werden.

Die Motivauswahl in der analogen Schwarz-Weiß Fotografie

Die Auswahl geeigneter Motive ist sicher die größte Herausforderung, die analoge Fotografie in schwarz-weiß für Anfänger darstellt. Zumindest ging es mir so. Die Umstellung von digital auf analog war dagegen gar nicht so wild. Man stellt relativ schnell fest, dass einige gewohnte Motive gar nicht so gut funktionieren. Es kommt nur graue Sauce heraus. Das ist zunächst etwas frustrierend, wenn auf einem ganzen Film nur wenig ist, was den eigenen Ansprüchen genügt. Dafür gibt es aber auch immer wieder Überraschungen.

Bei Motiven wie diesen kann ich analoge Fotografie jedem Anfänger empfehlen

In der Schwarz-Weiß Fotografie sind Kontraste extrem wichtig. Diese können entweder in Unterschieden in der Helligkeit oder aber auch in der Struktur bestehen. Bei einzelnen Objektiven macht es Sinn, Wege zum Freistellen über die Schärfentiefe zu finden. Man muss sich viel mehr Gedanken machen, um ein Motiv auch schwarz-weiß gut aussehen zu lassen. Dafür wird man mit einer sehr besonderen Optik belohnt.

Egal ob schwarz-weiß oder in Farbe … etwas überraschend kann das Ergebnis auf jeden Fall sein. Der Unterschied zwischen Erwartung und Ergebnis kann enorm sein, denn keine automatische Bildkorrektur greift ein und gleicht irgendwas aus. Aber daraus entsteht schnell der besondere Charme, den analoge Fotografie besitzt. Man muss ja nicht alles veröffentlichen. Gerade zu Beginn geht es erstmal nur um das Lernen.

Als Anfänger selbst Schwarz-Weiß-Filme entwickeln?

Ich bin ein sehr ungeduldiger Mensch … jedenfalls wenn es um Dinge geht, die ich gerne tue. Deswegen stellte sich diese Frage nicht wirklich. On man selbst entwickelt oder nicht, hängt von zwei Faktoren ab:

  • Möchte man Schwarz-Weiß oder Farbfilme entwickeln?
  • Möchte man selbst Abzüge machen oder Negative digitalisieren?

Das Entwickeln von Schwarz-Weiß Filmen ist relativ simpel, die von Farbfilmen ist definitiv aufwendiger. Und wenn man Negative hinterher scannt und keine Abzüge macht, braucht man auch nur wenig Platz, keine Dunkelkammer und viel weniger Technik. Für das Umspulen des Films reicht ein abgedunkelter Raum … bei mir ist es das Bad.

Das Entwickeln hilft gerade Anfängern, das Medium Film viel besser zu verstehen. Und nebenbei macht es sehr viel Spaß. Es gibt sehr viele gute Anleitungen im Netz, ich möchte nicht unbedingt meine eigene hinzufügen. Einen kleinen Ratgeber mit ein paar Tipps zum Entwickeln von Schwarz-Weiß Filmen habe ich aber trotzdem geschrieben.

Analoge Fotografie als Anfänger – mein Fazit

Analoge Fotografie ist als Anfänger definitiv zu beherrschen. Dennoch ist einiges anders. Der Film gibt einen sparsamen Verbrauch mit Aufnahmen vor. Daher sollte man sich gut überlegen, ob man wirklich auf den Auslöser drücken möchte. Man kann seine Fotos nicht sofort kontrollieren, was für einen Anfänger jedes Bild zu einem Experiment macht. Eigentlich ist alles verglichen mit digitaler Fotografie ein großes Experiment. Das und noch einiges mehr hört sich erstmal nach Nachteilen an. Bleibt man jedoch dran, kann man schnell die Möglichkeiten und Vorteile analoger Fotografie entdecken. Für mich persönlich war der Start in die analoge Fotografie nicht weniger als eine Neuentdeckung der Fotografie an sich. Und wenn ich heutige analoge Bilder mit denen vergleiche, die ich früher digital gemacht habe, ist ein sehr deutlicher Unterschied zu sehen. Weil analoge Fotografie hilft, sich selbst als Fotograf weiterzuentwickeln.

Das alles setzt jedoch Lernbereitschaft, Lust am Experimentieren und Geduld voraus. Es ist schon ein etwas frustrierendes Gefühl, wenn auf einem entwickelten Film rein gar nichts ist, was so wirklich gut geworden ist. Dennoch möchte ich davon abraten, die Ansprüche nach unten zu schrauben. Ein Foto ist noch nichts Besonderes, nur weil es analog aufgenommen wurde. Und den oft zitierten Spruch, dass Fehler bei analogen Fotos das Bild erst richtig authentisch machen, sollte man besser gleich vergessen. Ein Fehler beim richtigen Fokussieren oder Belichten ist erstmal einfach nur ein Fehler und steigert pauschal nicht den Wert eines analogen Fotos. Natürlich können Fehler auch ihren Reiz haben, aber das trifft sowohl auf digitale als auch auf analoge Fotos zu.

Von Rückschlägen sollte man sich einfach nicht entmutigen lassen. Ich kann nur empfehlen, analoge Fotografie einfach mal zu ausprobieren und nicht allzu schnell aufzugeben. Es lohnt sich! Da analoges Fotografieren viel purer und „greifbarer“ ist, empfehle ich Anfängern diesen Artikel zur Funktionsweise analoger Fotografie.

Schwarz-Weiß Foto

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