Die Hochseeinsel Helgoland ist schon lange ein Hotspot für Tierfotografen. Vor allem Vögel sind ein beliebtes Motiv. Im Sommer sieht man jeden Tag professionelle und Hobby-Fotografen mit riesigen Teleobjektiven in Richtung Lummenfelsen ziehen und dort stundenlang brütende Basstölpel und Trottellummen fotografieren. Doch was macht man auf Helgoland, wenn man nicht so sehr auf Tiere als Fotomotiv steht? Shopping ist wohl die zweite Hauptbeschäftigung für Urlauber und Tagesgäste. Auf Helgoland wird keine Mehrwertsteuer erhoben, daher kann man dort recht günstig einkaufen.

Wenn man auch damit seine Zeit nicht vertrödeln möchte, merkt man doch recht schnell, wie klein diese Insel eigentlich ist. Es gibt zwar noch die kleine Insel Düne nebenan, aber die ist auch schnell erkundet. Und so bekommt man nach wenigen Tagen das Gefühl, schon alles gesehen zu haben. Wenn jetzt noch schlechtes Wetter dazu kommt, ist der Inselkoller nicht weit. Aber bis zu diesem Punkt gibt es sehr spannende Dinge zu entdecken.
Inselleben auf Helgoland
Wer auf der Insel Überreste des zum Ende des 19. Jahrhunderts eher mondänen Seebades sucht, wird bitter enttäuscht. Zuerst veränderte die Übergabe der vorher britischen Insel durch die Deutschen 1890 das Leben und den Tourismus nachhaltig. Die hatten nämlich nichts besseres zu tun, als weiteres Land aufzuschütten und einen Marinestützpunkt einzurichten. Wohlhabende Touristen blieben fern, die Tagestouristen eroberten die Insel. Danach veränderten immense Zerstörungen während und vor allem nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges das Aussehen der Insel. Außer einem alten Flakturm und einem Maulbeerbaum überlebte nichts.
Heute wird das Aussehen der Insel durch die großen Hafenanlagen und Häuser in einem sehr biederen 50er Jahre Stil bestimmt. Zahlreiche Läden mit Alkohol, Zigaretten und Klamotten locken Tagesgäste, die auf ein steuerfreies Schnäppchen aus sind. Falls nicht mal wieder Fährverbindungen wegen schlechtem Wetter ausgesetzt sind, herrscht tagsüber Trubel. Wer aber länger als nur einen Tag bleibt, erlebt die Insel auch anders. Morgens und abends herrscht absolute Stille. Statt Überfluss erlebt man eher Mangel. In erster Linie Arbeitskräftemangel, der durch kaum vorhandenen und auch noch bezahlbaren Wohnraum auf der Insel auch nachvollziehbar ist. Es gibt kaum Gelegenheiten, nach 20 Uhr irgendwo etwas essen oder trinken zu gehen. Seit der einzige Bäcker auf der Insel geschlossen hat, ist auch die morgendliche Suche nach frischen (TK-)Brötchen nicht so einfach. Helgoland ist eben eine Insel!
Die Insel Düne
Na ja … eigentlich gehört noch eine Insel dazu: Düne. Eine gut fünf Minuten mit der Fähre entfernte und sehr kleine Insel mit schönen Stränden, einem Flugplatz und ein paar Ferienhäusern. Am Strand hat man die Insel recht schnell umrundet.
Hier ist jedoch die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, auf Robben zu stoßen. Helgoland selbst bietet Robben bei Flut kaum Gelegenheit, sich am Strand auszuruhen. Selbst bei Ebbe gibt es nur eine kleine Stelle, an der ein paar Robben zu finden sind. Auf Düne ist das anders. Dort findet man häufiger Robben am Strand.
Man sollte den empfohlenen Mindestabstand von 30 Metern zu den Tieren unbedingt einhalten. Auch wenn sie so entspannt ganz niedlich aussehen, sind Kegelrobben Raubtiere.
Mein Fazit
Helgoland ist eine landschaftlich sehr beeindruckende Insel, die man mal gesehen haben sollte. Doch man sollte nicht mehr als eine Woche einplanen. Falls diese eine Woche nicht komplett verregnet ist, schafft man es ganz locker, alles zu sehen. Danach kehrt etwas Langeweile ein. Es sei denn, man möchte tagelang am Lummenfelsen sitzen und Vögel beobachten. So schön die Insel auch ist … so schnell muss ich nicht wieder hin. Aber wer noch nicht da war, sollte das unbedingt nachholen.
Abgesehen von der Tierfotografie hat die Insel rein landschaftlich so einige beeindruckende Motive zu bieten. Deswegen hatte ich neben meiner einfachen Canon EOS 500N auch meine Contax 137 MD mit Objektiven und diversem Zubehör dabei. Doch bereits nach dem Entwickeln kam eine gewisse Enttäuschung auf. Nicht weil die Fotos an sich schlecht sind. Viele Motive sind eben schon millionenfach abfotografiert worden. Vor allem ist die Realität deutlich beeindruckender. So beeindruckend, dass sie auf Fotos gar nicht nachempfunden werden kann. Beim Foto eines Robbenbabys kann man den Moment kaum nachempfinden, dass man sich trotz großem Abstands permanent umschauen muss, ob nicht gleich eine wütende Robbenmama um die Ecke kommt. Und selbst die Vögel auf dem Lummenfelsen sind ohne den Lärm und den sehr strengen Geruch etwas langweilig.
Wer mehr über die wirklich interessante Geschichte der Insel nachlesen möchte, wird bei Wikipedia fündig. Und noch ein Tipp für Analogfotografen: es gibt tatsächlich noch einen alten Fotoladen, in dem es eine kleine Auswahl an Filmen gibt. Wobei die Preise natürlich etwas höher als auf dem Festland sind.
Frank Vogler (Autor)
Vor ein paar Jahren habe ich die analoge Fotografie in Schwarz-Weiß für mich entdeckt und mich dabei neu in Fotografie verliebt. Ich würde mich freuen, andere zu unterstützen und vielleicht auch etwas zu inspirieren. Mehr lesen …